Mitte April 2008 sind in Dänemark insgesamt 22.000 Krankenschwestern in öffentlichen Krankenhäusern sowie Angestellte von öffentlichen Altersheimen und Kindertagesstätten in den Streik getreten, um höhere Löhne durchzusetzen. Nachdem die Lohnverhandlungen zuvor scheiterten, waren sie in einen unbefristeten Streik getreten und haben nur mehr Notfälle behandelt.
Der Staat als Arbeitgeber hatte ihnen 12,8% mehr Gehalt für die nächsten drei Jahre geboten, einige Gewerkschaften der öffentlichen Angestellten aber 15% gefordert. Auch wenn der Streik den Alltag vieler DänInnen beeinträchtigte, unterstützte ihn doch ein großer Teil der Bevölkerung; kein Wunder, ist doch allgemein bekannt, dass das Krankenhauspersonal im Schnitt 30% weniger verdient als der gesamte öffentliche Dienst.
Nach einem achtwöchigen Streik konnte schließlich eine Lohnerhöhung von 13,3% für insgesamt 65.000 Beschäftigte durchgesetzt werden. Eine Ursache für dieses Ergebnis liegt unter anderem darin, dass in Dänemark fast jede Berufsgruppe ihre eigene Gewerkschaft hat und sich diese nicht immer einig waren. Gleichzeitig wäre aber ohne den Streik, der dazu führte, dass insgesamt ca. 372.000 Behandlungen und Operationen nicht durchgeführt wurden, sicherlich noch weniger erreicht worden.
Noch viel wichtiger als das Ergebnis der Lohnerhöhung ist aber die Tatsache, dass die dänischen Lohnabhängigen durch diesen Arbeitskampf einmal mehr die Erfahrung gemacht haben, dass es sich auszahlt zu kämpfen. Kein Wunder, dass Dänemark wegen dieser neuen Tradition in den letzten Jahren von einem einstmals wie Österreich nahezu streiklosen Land zu einem der Länder in Europa mit den höchsten Streikzeiten geworden ist. Eine Erfahrung, die wir uns auch hierzulande aneignen sollten, denn seither überlegen sich die Unternehmen in Dänemark jeden Angriff auf die Lohnabhängigen zumindest zwei Mal.
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