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Freitag, 14. Oktober 2011

MetallerInnenkollektivvertragsverhandlungen: Endlich - weiter so!

5,5% fordern die MetallerInnen - manche meinen, das sei zu viel. Wir meinen, dass das eigentlich nicht genug ist. Laut WIFO-Prognose wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) heuer um 2,9% wachsen, die Inflation wird laut Nationalbank-Prognose 2011 um 3,2% wachsen. Zusammen macht das 6,1%, was bedeutet, dass die MetallerInnen mindestens eine so hohe Lohnerhöhung durchsetzen müssten, um auch nur ihren Anteil am Volkseinkommen halten zu können. Doch der Anteil von uns Lohnabhängigen am Volkseinkommen sinkt tendenziell seit 1978 kontinuierlich - von damals ca. 78% auf mittlerweile unter 60%. In der Konsequenz bedeutet das, dass sich das Kapital in den letzten knapp über 30 Jahren 20 Prozentpunkte mehr vom Kuchen eingenäht hat. Damit muss endlich Schluss sein. Unser Anteil daran muss wieder deutlich steigen.

Vor ca. 15 Jahren war es gerade bei den MetallerInnen noch durchaus üblich, dass die Abschlüsse nach der sog. Benya-Formel getätigt wurden. Inflation und halbes Produktivitätswachstum (in der Metallindustrie derzeit 8,8%) wären hier die Grenze. Das wären heuer 7,6%. Doch solche Abschlüsse sind im Zeitalter der nahezu vollendeten neoliberalen Konterrevolution undenkbar - auch weil deren Denklogik (Sparzwang und Standortdenken) zutiefst in die Köpfe der Führung der ArbeiterInnenbewegung, inklusive der Gewerkschaften, eingedrungen sind.
In Anbetracht der massiven Abnahme des Anteils der Lohneinkommen am BIP braucht es aber schon lange mehr als die Benya-Formel: Inflation + Anteil am Produktivitätswachstum + das, was sie uns ein den letzten Jahren weggenommen haben. Und alle verfügbaren Zahlen belegen eindeutig, dass fast alle arbeitenden Menschen seit mehr als einem Jahrzehnt kontinuierlich an Kaufrakft (also Reallohn) verlieren. Die Gewerkschaften müssen sich dieser Frage stellen und eine neue Lohnpolitik entlang der skizzierten Linie entickeln, um diese Tendenz umzukehren.
Dabei sind die Kollektivvertragsverhandlungen der MetallerInnen von entscheidender Bedeutung, gelten diese doch traditionell als Richtschnur für alle anderen Kollektivvertragsabschlüsse. Daher: Kein Abschluss unter 5,5%. Fortsetzung der Streiks und Betriebsversammlungen bis zur Durchsetzung aller Forderungen. Gleichzeitig muss aber festgehalten werden, dass bei den Verhandlungen der MetallerInnen heuer mit zwei gewerkschaftlichen Traditionen gebrochen wurde, die uns seit dem Zweiten Weltkrieg geknebelt haben.
Einerseits wurder erstmals die Lohnforderung öffentlich bekanntgegeben, wodurch die VerhandlerInnen viel stärker unter Druck stehen und der Verhandlungsprozess ein Stück weit demokratisiert wurde, indem die KollegInnen an der Basis jetzt ihre VertreterInnen in den Verhandlungsgremien dazu auffordern werden, diese auch zu erreichen. Ein weiterer Schritt fehlt aber noch: Kein Lohnabschluss ohne Abstimmung aller betroffennen KollegInnen über das Verhandlungsergebnis!
Wohltuend ist auch die Tatsache, dass mit dem nur in Österreich gelebten Dogma "Keine Kampfmaßnamen während Verhandlungen" gebrochen wurde. Wenn wir als Gewerkschaftsbewegung in allen Branchen so agieren würden, dann gäbe es überall viel höhere Lohnabschlüsse und wir könnten der fortschreitenden Verarmung immer breiterer Schrichten der arbeitenden Menschen Einhalt gebieten. Daher: Weiter so! Mit der vollen Solidarität aller anderen Branchen! Und wenn die Bosse nicht bald nachgeben, dann dürfen wir als Gewerkschaftsbewegung auch nicht vor einem unbefristeten Streik in der ganzen Branche zurückschrecken. Damit würde endlich die Friedhofsruhe im österreichischen Klassenkampf nach vielen Jahren beendet und wir Lohnabhängigen könnten unser Schicksal wieder in die eigenen Hände nehmen.

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