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Montag, 23. Juni 2014

"Greece on the Brink" – Dokumentarfilm über die soziale Krise in Griechenland

Im siebten Jahr wirtschaftlicher Rezession erweist sich das Krisenmanagement der Troika aus Europäischer Zentralbank, EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds als Instrument sozialer Zerstörung, das die Hoffnung auf bessere Zeiten auf eine harte Probe stellt. Trotzdem wird diese Hoffnung genährt, um die sozialen Proteste, die es in Griechenland von Anfang der Krise an so intensiv wie in kaum einem anderen Land gab, auf ein für das Kapital erträgliches Minimum zu reduzieren.

Doch das ist schwierig in Anbetracht einer seit 2008 um ein Viertel geschrumpften Wirtschaft. Das berüchtigte Motto „Geht's der Wirtschaft gut – geht’s uns allen gut“ könnte seine Perversion nirgendwo deutlicher vor Augen führen als in Griechenland. Denn der Wirtschaft geht’s dort gar nicht so schlecht – sie beginnt wieder zu wachsen und auch die Profite sprudeln, insbes. für die KreditgeberInnen, deren offene Rechnungen mit den internationalen Hilfsmitteln beglichen werden. Für die Menschen im Lande aber sieht es ganz anders aus. Arbeitsplätze wurden en masse vernichtet, Pensionen und Löhne aufs absolute Minimum gekürzt und Sozial- und Gesundheitsleistungen sowie die gesamte öffentliche Versorgung einem Kahlschlag sondergleichen unterzogen.
Alleine schon die damit verbundenen Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Anwachsen der öffentlichen Verschuldung von 112 Milliarden Euro 2008 auf 160 Milliarden Euro 2013, 28 Prozent Arbeitslosigkeit, vier Millionen Menschen einer Gesamtbevölkerung von elf Millionen unter der Armutsgrenze, ein Drittel der Menschen von sozialen Sicherungssystemen und der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen, Hunderttausende ohne Einkommen und Strom.
Wer etwas über das Ausmaß der sozialen Krise in Griechenland und die politischen Perspektiven ihrer Bewältigung erfahren will, der erhält in der Dokumentation "Greece on the Brink" von Manuel Reichetseder einen Einblick in die katastrophale Lebenssituation vieler Menschen. In den Interviews wird auch klar, dass die Menschen den Glauben an eine Lösung ihrer jeweils individuellen Krisen, die sich insgesamt zur sozialen Krise eines Landes verdichten, auf Basis des Marktes, sprich des Kapitalismus, verloren haben. Viele der Interviewten sehen die Mittel der Krisenbewältigung innerhalb dieses Systems als erschöpft an und fordern daher dessen Überwindung.
Einig sind sich die befragten politischen AktivistInnen, dass die Forderung nach der völligen Einstellung des Schuldendienstes die Machtfrage stellen würde. In der Krise des Kapitalismus seien Reformen nicht möglich, daher gelte es, die Kontrolle über die Arbeit in die Hände der Arbeitenden zu legen und die Finanzwirtschaft auf nationaler Ebene zu verstaatlichen, um eine rationale Planung der Wirtschaft zu ermöglichen. Die Zerstörung des öffentlichen Sektors durch Massenentlassungen von Staatsbediensteten und die Privatisierungspolitik sollen beendet und bereits privatisierte Staatsbetriebe wieder unter öffentliche Kontrolle gebracht werden.
Die von einem Aufnahmeteam unter Leitung von Manuel Reichetseder erstellte, 105 Minuten lange Dokumentation wird unter Creative Commons-Lizenz vertrieben und kann kann seit Jahresbeginn unter dem untenstehenden Link heruntergeladen werden – seit neuestem auch mit deutschen Untertiteln.

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