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Donnerstag, 28. März 2024

Die Offensive gegen Rechts: Aktiver Antifaschismus in Wien

Der Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen hat mich darum gebeten, die Offensive gegen Rechts (OGR) für die Mitglieder des Bundes in einem kurzen Text darzustellen. Dieser wurde in der Ausgabe 01-02-03/2024 von "Der sozialdemokratische Kämpfer" abgedruckt. Ich verhöffentliche diesen hier gerne, damit auch jene, die diese lesenswerte Zeitschrift nicht abonniert haben, nachvollziehen können, was die OGR tut.

Neben der Gedenk- und Erinnerungsarbeit ist
aktiver Antifaschismus ein wesentliches Element für alle, die wollen, dass diese zutiefst reaktionäre politische Strömung nie wieder zum Massenphänomen werden kann oder gar die Macht übernimmt. Gerade heute, nachdem die Pandemie jahrelang dazu benutzt wurde, antisemitisches Gedankengut wieder salonfähig zu machen und diverse Verschwörungsmythen zu verbreiten, muss das „Kein Fußbreit“ wieder Teil unseres Alltags werden. Das ist das wesentliche Ziel der Offensive gegen Rechts (OGR).

Die 2011 gegründete OGR ist ein antifaschistisches Bündnis, das hauptsächlich in Wien aktiv ist, und von Organisationen, die sich auf die Arbeiter*innenbewegung beziehen, migrantischen und gewerkschaftlichen Strukturen getragen wird. Unter anderem sind fast alle sozialdemokratischen Jugendorganisationen in dieser aktiv.

Das Selbstverständnis der OGR lautet unter anderem wie folgt: „Die Offensive gegen Rechts ist ein breites, antifaschistisches und internationalistisches Bündnis. Wir verstehen uns als aktive und kontinuierlich arbeitende Akteurin im konsequenten Antifaschismus. Im Rahmen der permanenten Austerität und der andauernden Krise des Kapitalismus erfahren (Neo-) Faschismus, Rechtsextremismus, reaktionäre Gesellschaftsbilder, Sexismus, (antimuslimischer) Rassismus, Antiziganismus, Antisemitismus, Homo- und Transphobie (bzw. Heterosexismus) weltweit neue Höhen. Wir sehen es als unvereinbar an, mit Personen, Vereinen, Parteien, etc. zusammenzuarbeiten, welche sich an der Verbreitung rassistischer, antisemitischer und antimuslimischer Hetze beteiligen.“

Ziel der OGR ist es, faschistische und rechte Aktivitäten mittels breiten, bunten, kreativen Protestformen wie Blockaden zu be- oder verhindern. Methoden des passiven zivilen Ungehorsams sehen wir als legitim an. Mobilisiert wird mit klassischen Verteilaktionen als auch auf Social Media.

Weiters gibt es eine Kooperation mit antifaschistischen Initiativen in anderen Bundesländern wie Braunau gegen Rechts, Innsbruck gegen Faschismus, Linz gegen Rechts, sowie den Offensiven gegen Rechts im Burgenland und der Steiermark.

Ein jährlicher Fixpunkt der Aktivitäten der OGR ist die Demonstration gegen den von der FPÖ organisieren „Akademikerball“ (früher Ball des Wiener Korporationsrings, dem Zusammenschluss der schlagenden Burschenschaften), welcher nicht nur nach wie vor Burschenschafter und die Prominenz der österreichischen Rechtsradikalen anzieht, sondern über die Jahre auch das Who is Who des europäischen Neofaschismus wie zB Marine LePen als GästInnen begrüßen konnte.

Über die Jahre hat die OGR auch gegen andere rechtsradikale Aktivitäten, insbesondere der Identitären oder der Pegida, mobilisiert und sich an antirassistischen Demonstration beteiligt. Wie sehr das die rechten Recken schmerzt, zeigen zahlreiche Angriffe auf Antifaschist*innen im Rahmen unserer Aktivitäten. Am 8. Mai hat die OGR, bevor es das Fest der Freude gab, mehrmals Kundgebungen oder Demonstrationen anlässlich des Sieges über den Faschismus durchgeführt. Am Beginn der Pandemie haben wir versucht, den im Zuge der Pandemie grassierenden rechtsradikalen und antisemitischen Mobilisierungen etwas entgegenzusetzen, sind damit aber leider gescheitert, was tragisch zeigt, dass antisemitische Märchen in Österreich nie weg, sondern bestenfalls unter den Tisch gekehrt waren.

Immer dann, wenn die extreme Rechte in Gestalt der FPÖ an Regierungen beteiligt wurde, war die OGR ebenfalls da. So organisierten wir den Protest gegen die SPÖ-FPÖ-Koalition im Burgenland 2015 und waren maßgeblich an der Organisation der Großdemonstrationen gegen die ÖVP-FPÖ-Koalition 2017 beteiligt. Auch bei der Angelobung einer solchen Koalition in Niederösterreich im letzten Jahr war eine Delegation der OGR präsent.

Sobald die alten und neuen Faschist*innen versuchen, die Straßen unserer Stadt zu erobern, sind wir als OGR da und versuchen, unseren Beitrag dazu zu leisten, dass das „Nie wieder“ zur Realität wird. Die Teilnahme an der einen oder anderen Demonstration der Offensive gegen Rechts kann daher allen Mitgliedern unseres Bundes nur wärmstens ans Herz gelegt werden.

Webtipp: Das vollständige Selbstverständnis der OGR findet sich unter hier.

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