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Freitag, 3. Oktober 2008

Neue Wege im Sozialbereich

Im Wiener Sozial- und Gesundheitsbereich werden derzeit ansatzweise neue Wege der Gewerkschaftsarbeit beschritten. Als Reaktion auf die Frustration über die abgesagte ÖGB-Reform wurden in mehreren Wiener Sozialbetrieben Betriebsgruppen ins Leben gerufen, welche sich u.a. mit der Notwendigkeit starker, demokratischer und klassenkämpferischer Gewerkschaften auseinandersetzen.

Basierend auf diesen Betriebsgruppen wurde die "Vernetzung im Wiener Sozial- und Gesundheitsbereich" ins Leben gerufen, welche aktuelle Themen berät und gemeinsame Interventionen beschließt. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Abstimmung einer gemeinsamen Linie für die gewerkschaftliche Struktur der GPA-djp im Wiener Sozialbereich.
In diesem "Wirtschaftsbereichsausschuss 17" gibt es das Problem, dass mehrere FunktionärInnen aus fraktionellen Gründen gewählt wurden, aber nicht wirklich aktiv an der Arbeit teilnehmen. Oftmals sind bei den Sitzungen mehr kooptierte als gewählte Mitglieder anwesend. Schließlich gelang es heuer nach langer Diskussionen durchzusetzen, dass eine VertreterIn pro Betriebsratskörperschaft an den Sitzungen teilnehmen kann, was neuen Wind in die verkrusteten Strukturen brachte.
Gleichzeitig gab es hier seit Jahren die Forderungen nach Aktionen rund um die Kollektivvertragsverhandlungen und nach einer jährlichen Mitgliederversammlung. Beides konnte heuer durchgesetzt werden. Die Mitgliederversammlung wird in wenigen Wochen über die Forderungen und Aktionen zu den Kollektivvertragsverhandlungen beratschlagen. Vor kurzem hat auf Initiative von KollegInnen aus der Vernetzung auch ein Seminar zum Thema Vernetzung und Aktionen im Sozialbereich stattgefunden. In diesem wurde ein Vorschlag für eine Aktion zu den heurigen Kollektivvertragsverhandlungen und die Idee einer einjährigen Kampagne für die Verbesserung des Kollektivvertrages entwickelt.
Ebenso wichtig wie Aktionen ist aber auch die aktive Teilnahme möglichst vieler Beschäftigter an der Gewerkschaftsarbeit, um die StellvertreterInnenpolitik zu beenden. Wir werden daher nicht nur mit inhaltlichen Forderungen bei der Mitgliederversammlung präsent sein, sondern dieser auch eine Resolution zur Demokratisierung der Kollektivvertragsverhandlungen vorschlagen, welche u.a. folgende Punkte vorsieht:
  • Festlegung der Lohnforderung in Betriebsversammlungen
  • laufende Information aller Beschäftigten über den Stand der Verhandlungen
  • kein Kollektivvertragsabschluss ohne Urabstimmung über die Verhandlungsergebnisse
Mit einer solchen Vorgehensweise würden nicht nur die Kollektivverträge ganz anders aussehen, sondern - was langfristig gesehen noch viel wichtiger ist - die Gewerkschaften würden durch die Aktivität der Basis an Kopf und Gliedern reformiert und wieder zu kämpferischen Organen der Lohnabhängigen werden.

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