Auch 2025 tanzten wieder deutschnationale Burschenschafter und andere Rechtsextreme in den Prunkräumen der Republik in der Hofburg. Die Verwendung von SS-Sprüchen und -Symbolen sowie
das Absingen von Kampfliedern dieser „Kameraden“ bei einigen Begräbnissen in letzter Zeit zeigen,
wie wichtig es ist, Treffen dieser Ewiggestrigen nicht unkommentiert stattfinden zu lassen. Denn:
Antisemitismus, Rassismus, Nationalismus und Sexismus sind zentrale Elemente ihrer Ideologie.
Wie immer war dieser „Ball“ prominent besucht. Das öffentliche Gesicht der Identitären, die zwei Wochen vorher das Attentat von Villach mit einem Marsch für ihre Phantasien von einer Massendeportation ausschlachten wollten, Sellner, ist ohnehin gern gesehener Stammgast. Auch ist
kaum anzunehmen, dass Nationalratspräsident Rosenkranz, ebenfalls Stammgast und bekennender
Burschenschafter, in Sachen Frauenunterdrückung nicht voll auf Linie mit dem Möchtegern-„Volkskanzler“ ist. Kickl richtete im Wahlkampf Frauen aus: „Ihr managt den Haushalt, ihr besorgt
die Einkäufe, ihr organisiert die täglichen Mahlzeiten, ihr übernehmt die Kinderbetreuung und
Kindererziehung. […] Ihr, liebe Frauen, seid es, die den Männern zu Hause den Rücken freihalten.“
Kein Wunder, dass viele von uns in Anbetracht solcher Aussagen an „Kinder, Küche, Kirche“ und „Frauen zurück an den Herd“ denken. Dass sich der Sexismus der Rechten noch stärker gegen andere Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierungen richtet, beweist deren Abwertung. Behauptungen wie „Es gibt nur zwei Geschlechter!“ sind bei ihnen wie bei Trump alltäglich! Sie erschaffen ihre eigene Realität, in der Erkenntnisse der Wissenschaft ignoriert werden, wenn sie nicht dem selbst erfundenen Weltbild entsprechen. Dass die Rechte von queeren Menschen und Frauen der politischen Rechten ein
Dorn im Auge sind, ist allgemein bekannt. Deswegen war es noch einmal grauslicher, dass der „Ball“ heuer ausgerechnet am Tag vor dem internationalen Frauenkampftag am 8. März stattfand!
Im Demonstrationsaufruf der Offensive gegen Rechts Wien hieß es daher: „Sie feiern nicht nur einen Ball, sondern basteln dort an ihren nächsten Angriffen auf unser Sozial-, Pensions- und Gesundheitssystem, auf die Rechte von ArbeiterInnenklasse, Flüchtlingen, Frauen, queeren Personen
und MigrantInnen. […] Zeigen wir, dass wir uns gegen ihre Angriffe auf alles, was uns wichtig ist, wehren. Zeigen wir, dass wir das internationale Treffen der europäischen Rechtsextremen nicht unkommentiert hinnehmen! Wir lassen der FPÖ und ihren völkischen Burschenschaftern keine Atempause. Wir setzen uns gegen Rechtsruck und Sexismus zur Wehr. Gemeinsam, solidarisch, feministisch, klassenkämpferisch und immer antifaschistisch!“
Auf Basis dieses Aufrufs, der von unserem Bund unterstützt wurde, konnten erneut über 1.000 AntifaschistInnen mobilisiert werden und ein lautes kämpferisches Zeichen gegen das Erstarken des Rechtsextremismus in Österreich, aber auch international setzen. Schade, dass es heuer nicht gelungen ist, eine gemeinsame Demonstration zu organisieren. Die Lehre aus den 1920ern und 1930ern ist doch offensichtlich, dass der Faschismus trotz unterschiedlicher Ansichten in anderen Fragen nur von einer geschlossenen ArbeiterInnenbewegung gestoppt werden kann.
In den Tagen vor dem „Ball“ wurde übrigens eine Projektion der Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen mit einem Countdown „bis zum Beginn des Nazi-Balls 2025“ unter dem Vorwand des „Verdachts auf Verhetzung“ unter Androhung von Zwangsmitteln unterbunden. Die Anzeige, welche zur Amtshandlung der Exekutive geführt hat, dürfte laut TeilnehmerInnen die Folge einer Anzeige durch FPÖ-Gemeinderat und Akademikerball-Organisator Guggenbichler erfolgt sein. Ein Skandal, der einmal mehr beweist, dass Teile dieses Staates „auf dem rechten Auge blind sind“, wie ich meine!
Web-Tipp: Das vollständige Selbstverständnis der OGR findet sich unter https://ogr.or.at/ueber-uns/
Dieser Artikel erschien erstmals in der Printausgabe von "Der sozialdemokratische Kämpfer" Nummer 04-05-06/2025 auf Seite 4.
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