![]() |
| Mamdani auf der Resist Fascism Versammlung in Bryant Park, Oktober 2024. Foto: Bingjiefu He/Wikimedia Commons |
Die Wahl
erlangte während der Vorwahlen der Demokratischen Partei, bei denen
Mamdani den Kandidaten des Parteiapparats, Andrew Cuomo, erfolgreich
besiegte, eine Bedeutung, die weit über New York hinausgeht. Sein
zweiter Sieg über Cuomo wurde von arbeitenden Menschen auf der
ganzen Welt gefeiert.
Obwohl Mamdani in den Umfragen schon
länger in Führung lag, lässt sich das wahre Ausmaß dieses
Wahlausgangs erst anhand der enormen Ressourcen messen, die gegen ihn
eingesetzt wurden. Milliardär*innen spendeten sowohl während den
Vorwahlen als auch bei der Bürgermeister*innenwahl Dutzende
Milliarden Dollar, um Andrew Cuomo ins Amt zu hieven. Die
durchschnittliche Spende für Cuomos Wahlkampf betrug fast 600
Dollar. Die für Mamdani 98. Cuomo wurde von hochrangigen
Demokrat*innen und Republikaner*innen, darunter Trump, was besonders
viel über diesen Kandidaten sagt, unterstützt und hatte die
Rückendeckung der meisten bürgerlichen Massenmedien, insbesondere
der New York Post.
Aus Mamdanis Sieg lassen sich Lehren für
für jene ziehen, die Sozialdemokratie als politisches Konzept noch
ernst nehmen. Mamdani ist ein talentierter Redner, der seine
Botschaft in jeder Debatte und bei jedem Auftritt gekonnt vermittelt
hat. Er und sein Team führten eine außergewöhnliche
Social-Media-Kampagne, die dazu beigetragen hat, so viele Menschen
von ihm zu überzeugen. Noch wichtiger war jedoch die Politik, für
die er steht! Bereits jetzt versuchen Politiker*innen nicht nur in
den USA, sondern in weiten Teilen der Welt, Mamdanis Videos und seine
Art zu sprechen, nachzuahmen und auf TikTok-Trends aufzuspringen.
Damit ignorieren sie jedoch völlig den zentralen Punkt, der seine
Kampagne so effektiv gemacht hat.
Mamdani führte nämlich
einen Wahlkampf, der sich auf eine zentrale Botschaft konzentrierte:
Die Krise der Lebenshaltungskosten. Er trat mit vier politischen
Hauptpositionen an: Mietpreisbindung, kostenlose Busse, kostenlose
Kinderbetreuung und städtische Lebensmittelgeschäfte, die durch
eine höhere Besteuerung der reichsten 1% der New Yorker*innen
finanziert werden sollen. Es war ein Wahlkampf, der die
Klassenpolitik in den Vordergrund rückte und sich für die
Arbeiter*innenklasse einsetzte.
Trotz massiver Angriffe in
Form von antimuslimischem Rassismus und dem in den USA uralten
Versuch, ihn als Kommunisten zu brandmarken, sowie faktenbefreiter
Unterstellungen kritisierte er den Völkermord in Gaza und
protestierte auf der Straße gegen Trumps Razzien gegen
Migrant*innen. Eine Karikatur zeigte sogar ein rotes Flugzeug mit
seinem Namen, das auf die Zwillingstürme zusteuerte. Ted Cruz
bezeichnete ihn als „kommunistischen Dschihadisten” und
republikanische Kongressabgeordnete haben Versuche unternommen, ihn
ausweisen zu lassen.
Jetzt steht er vor enormen
Herausforderungen. Milliardär*innen drohen mit Kapitalflucht, um ihn
an der Umsetzung seines Programms zu hindern. Trump will die
Bundesmittel für New York City kürzen und die Nationalgarde in die
Stadt entsenden.
Auch die sog. Demokratische Partei wird
gegen ihn ins Feld ziehen. Diese ist eine Partei des US-Kapitals, die
wiederholt gezeigt hat, dass sie lieber gegen Trump verliert, als mit
Sozialist*innen zu gewinnen, die die Profite des Kapitals bedrohen.
Seit dem Aufstieg von Bernie Sanders vor zehn Jahren befindet sich
die Partei im Krieg mit der Linken in ihren Reihen. Sie hat Sanders
Versuche, Präsidentschaftskandidat zu werden, erfolgreich sabotiert
und Persönlichkeiten wie Ilhan Omar und Rashida Tlaib (die ersten
beiden muslimischen Frauen, die in den US-Kongress gewählt wurden
und Minnesota bzw. Michigan vertreten) ins Abseits gedrängt.
Die Partei profitiert derzeit von
Trumps wachsender Unbeliebtheit und gewann daher neben dem
Bürgermeister*innenamt von New York City eine Reihe weiterer Wahlen.
Dazu gehören die Gouverneurswahlen in New Jersey und Virginia, wo
die Kandidat*innen Gemäßigte waren. Es besteht kein Zweifel, dass
die Parteiführung enormen Druck auf Mamdani und andere
sozialistische Kandidat*innen ausüben wird, um einen Linksruck zu
verhindern. Um diesem standzuhalten, wird es mehr brauchen als die
Unterstützung seiner Democratic Socialists of America, von Bernie
Sanders oder Alexandria Ocasio-Cortez, die nach geschlagener Wahl
sagte: „Letztendlich glaube ich nicht, dass unsere Partei ein
einziges Gesicht haben muss […]. In New York City ist es eindeutig
Zohran Mamdani.“
Die einzige Hoffnung, dass Mamdani an
seinen Prinzipien festhält und sich sowohl gegen die Trump-Regierung
als auch gegen die sog. Demokratische Partei stellt, liegt bei den
Massen der arbeitenden Menschen, die er begeistert hat. Mamdani
konnte diese zwar für Massenwerbung und Telefonkampagnen
mobilisieren, aber das führt nicht automatisch zu einer Organisation
von unten unabhängig von der Demokratischen Partei, um den Kampf
gegen die Massenverarmung voranzutreiben.
Doch genau solch eine Organisation ist
notwendig, um Mamdanis Programm durchzusetzen und die himalayahohen,
vor ihm und der US-Arbeiter*innenklasse liegenden Hindernisse zu
überwinden. Gelingt es allerdings, eine solche Organisation
basierend auf der Mobilisierung in den Betrieben und auf der Straße
aufzubauen, könnte das nicht nur eine Trendwende für New York City
sein, sondern das Ende des bürgerlichen Zweiparteiensystems in den
USA einläuten.

Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen