Donnerstag, 12. November 2009

QuerHerumBetrachtet: Gottes Werk und Teufels Beitrag

Lloyd Blankfein, Chef von Goldman Sachs – einer der größten Banken der USA, die vor kurzer Zeit nur mit massiven staatlichen Hilfen wiederbelebt werden konnte, hat in der Sonntagsausgabe der Sunday Times vom 8.11.2009 ein höchst bemerkenswerte Aussage von sich gegeben. Er meinte dort, dass die Banken "Gottes Werk" ausüben, indem sie u.a. Kredite vergeben und so die Wirtschaft am Laufen halten.

Viele von uns kennen aus ihrer Lebensrealität das tatsächliche Werk der Banken – die Ausbeutung der Lohnabhängigen durch horrende Zinsen für an diese vergebene Kredite. Wenn das Bankunwesen Gottes Werk sein sollte, dann wissen jetzt sicherlich alle von uns, die sich da vorher noch nicht ganz sicher waren, dass diesem Typen nicht zu trauen ist.
In früheren Zeiten und einem anderen Land wäre Lloyd B. sicherlich gerne Lord B. gewesen, so wie das eben für Banker (Frauen gab es damals in dieser honorigen Position nicht) üblich war. Daher könnten manche von uns meinen, dass sein christlicher Glaube wohl in seiner quasi-adeligen Persönlichkeit verankert liegen möge.
Tatsächlich aber zeigen solche Aussagen nur eines: Die Spitzen der herrschenden Klasse finden heute im Gegensatz zu früher kein Auslangen mehr mit pseudowissenschaftlichen Rechtfertigungen ihres Systems. Dieses ist so morsch, dass sie für dessen Überleben schon auf Gottes Beistand setzen müssen und es nur mehr mit weit jenseits der Realitäten dieser Welt (einer höheren Macht) befindlichen Argumenten verteidigen können.
Nachdem in der wirklichen Welt die Banken und alle anderen Finanzinstitutionen tatsächlich nicht nur einen massiven Beitrag zur gegenwärtigen Wirtschaftskrise geleistet haben, sondern auch sonst – ja selbst in Zeiten der Hochkonjunktur – Tag für Tag an der kontinuierlichen Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden Menschen mitwirken, handelt es sich bei dem, was sie wirklich tun – um in den Sprachbildern des Herrn B. Zu bleiben – wohl eher um Teufels Beitrag.
Wird es in Anbetracht dessen also nicht endlich Zeit, ein System – genannt Kapitalismus, das von nichts anderem als Gott mehr am Leben erhalten werden kann, für immer in der Geschichte zu entsorgen?

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