... acht Stunden schlafen und höchstens acht Stunden arbeiten. Ob diese traditionelle Formel der ArbeiterInnenbewegung heute noch ihre Berechtigung hat, analysiert der folgende Beitrag.
Tatsächlich hat die uralte Forderung nach dem 8-Stundentag in weiten Teilen der Welt noch immer eine fortschrittliche Rolle. Auch in Österreich liegt die Realarbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten weit über 40 Stunden pro Woche und ist mittlerweile die zweithöchste in der EU. Gleichzeitig wird aber auch die Kluft zwischen jenen, die (noch) Arbeit haben, und immer mehr und mehr arbeiten müssen, um diese zu behalten, und zwischen jenen die zu wenig oder gar keine Arbeit haben, immer tiefer. Die Präkarisierung ist gerade im Bereich der Arbeitszeit massiv vorangeschritten.
Mit der Umsetzung der 40-Stundenwoche Mitte der 1970er konnte tatsächlich ein Meilenstein gesetzt werden. In einer Reihe von Kollektivverträgen konnte seither die wöchentliche Normalarbeitszeit weiter verkürzt werden. In Wirklichkeit arbeiten aber sehr wenige KollegInnen nur ihre Normalarbeitszeit. Zu groß ist der Druck, zu gering sind die Löhne, so dass die lächerlich geringen Zuschläge für Überstunden ein willkommenes Zubrot sind.
Vor allem aber haben wir alle ein Recht darauf, mehr als acht Stunden pro Tag zu leben. Nicht nur in Österreich, sondern auf der ganzen Welt gibt es unterbeschäftigte und arbeitslose Lohnabhängige; weltweit sind es Milliarden. Studien belegen immer wieder, dass bei voller Ausnützung des technischen Fortschrittes und Abschaffung der Arbeitslosigkeit in einzelnen Ländern schon längst Wochenarbeitszeiten unter 30 Stunden möglich wären.
Die Forderungen nach einer 35- (ÖGB seit Ende der 1970er) oder gar einer 30-Stundenwoche gehen also in die richtige Richtung. Zu oft verbleiben diese aber im nationalen Denken verhaftet und sehen nicht die weltweite Perspektive. Wenn wir alle Menschen auf der Welt mitdenken, die zu wenig oder gar keine Arbeit haben, wenn wir die Jugendarbeitslosigkeit beseitigen wollen, wenn wir dafür sorgen wollen, dass die Beschäftigten noch gesund in Pension gehen können (also viel früher wie jetzt), dann muss die Arbeit so verteilt werden, wie es gesellschaftlich sinnvoll ist, also gleichmäßig auf alle, die arbeiten können, aufgeteilt werden. Dann würde mit Sicherheit die Arbeitszeit weit unter 30 Stunden pro Woche liegen.
Auch hier handelt es sich schlicht und einfach um eine Frage der gerechten Verteilung. Genauso wie beim Reichtum. Und eine gerechte Verteilung der Arbeitszeit wird sicherlich nur möglich sein, wenn auch der gesellschaftliche Reichtum umverteilt wird, schließlich kann es nicht sein, dass wir auch noch dafür bezahlen, indem kein voller Lohn- und Personalausgleich durchgeführt wird.
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