Dienstag, 19. Juni 2018

Kundgebung zum Sommerfest der Industrie am 18.06.2018 in Wien - ein Bericht

Seit Freitag, den 15.06. war uns bewusst, dass es dringend eine Aktion gegen die Pläne der Regierung zur Arbeitszeit braucht und das Sommerfest der Industrie ein geeigneter Anlass dafür wäre. Die Lohnarbeit hielt uns aber davon ab, etwas zu unternehmen.
Die Massen geigen der Industrie die Meinung (Credit: Veit Beck)
Samstag früh begannen die Telefondrähte und Chataccounts zu glühen. Argumente dafür und dagegen wurden ausgetauscht, bis wir uns schließlich dazu entschlossen, diesen Anlass für die Anliegen der arbeitenden Menschen zu nutzen. Die Zeit verging im Fluge und so war es schon fast Abend, bis die 5-6 von uns, die sich aktiv an den Vorbereitungen beteiligten, endlich an die konkrete Vorbereitung gingen. Jetzt musste zuerst einmal die Anmeldung beim Versammlungsreferat der Bundespolizeidirektion erfolgen. Am Samstag? Verdammt! Ein Kollege machte sich auf, um an ein Fax-Gerät zu kommen. Bis er endlich dort war, war es nach 18 Uhr. Wir konnten die Kundgebung also nicht mehr zeitgerecht anmelden. Was tun? Ganz einfach: Wir beginnen, wenn die Bonzen schon feiern. Nach 18 Uhr ging das Fax schließlich raus und so entstand der überaus ungewöhnliche Zeitpunkt 18 Uhr 20 für den Beginn.

Gleichzeitig begannen andere mit der Bewerbung auf Twitter und Facebook. Sonntag früh schließlich schlug ein Kollege von Mosaik vor, dass wir doch eine Facebook-Veranstaltung erstellen sollten. Kurze Diskussion darüber. Umgesetzt. Innerhalb kürzester Zeit war diese erstellt und die ersten Zusagen trudelten ein. Im Endeffekt bekamen wir weit über 500 Zusagen (also ungewöhnlicherweise in etwa so viele wie auch tatsächlich Leute auf der Demo waren), die Veranstaltung wurde fast 600 Mal geteilt und wir konnten nahezu 80.000 Menschen damit erreichen. Alleine das war schon ein Erfolg.

Doch jetzt musste die Demo auch noch organisiert werden: Wer kann bin Montag Abend noch Pfeiferl auftreiben? Ordnerschleifen? Plakate? Eine Lautsprecheranlage? Wer soll reden? Wer moderiert? Im Endeffekt haben wir alles gerade noch hinbekommen, auch wenn die Lautsprecheranlage, die uns dankenswerterweise von der AUGE-UG zur Verfügung gestellt wurde, nicht ganz so wollte wie die RednerInnen. Der Autor dieser Zeilen ist wegen des massiven Stimmeinsatzes mit zwei Megafonen heute noch heiser und hofft, sein Stimme bis zur morgigen Demo zum Weltflüchtlingstag wiederzufinden.

Wir haben mit 100 TeilnehmerInnen gerechnet. Geworden sind es über 500. Das ist auch der Tatsache zu verdanken, dass sich zahlreiche andere Organisationen und Initiativen für unseren Aufruf begeistern konnten und ebenfalls für die Demonstration mobilisierten. Auf gewerkschaftlicher Seite waren das v.a. die AUGE-UG, PRO-GE  und vida. Bei den Jugendorganisationen SJ, JG, VSStÖ, KJÖ, Revo und die Jungen Grünen. Weiters sind zu nennen die OGR, Aufbruch, Mosaik. Es sei mir verziehen, wenn ich in Anbetracht der überaus bewegten Ereignisse jemanden vergessen habe. Ihr seid alle mitgemeint. Ein herzliches Dankeschön an euch alle. Gemeinsam können wir so viel mehr erreichen!

Dies Kundgebung zeigt, was für ein Potenzial an Wut und Widerstand es gegen diese Regierung gibt. Gerade die ausufernden Regelungen zur Arbeitszeit, die uns um mehr als ein Jahrhundert zurückwerfen, bringen bei vielen das Fass zum Überlaufen. Das hat sich auch daran gezeigt, dass nach dem offiziellen Ende der Demonstration mehr als 300 Personen durch den Stadtpark zur Terrasse des Kursalon Hübner gingen, um den Damen und Herren der Industriellenvereinigung ihre Meinung zu geigen. Nach rund 1,5 Stunden endete der lautstarke und kämpferische mit einem gemeinsam Abmarsch, bei dem wir den VertreterInnen des Kapitals noch zwei Botschaften mitgaben: „Wir kommen wieder“ und „SchwarzBlau stürzen – Arbeitszeit verkürzen“.

Diese Botschaften sind es, die die arbeitenden Menschen, die Jugend und die PensionistInnen zu Hunderttausenden mobilisieren können. Jetzt wird es Zeit, dass nicht nur kleine Initiativen wie wir von den SozialdemokratInnen und GewerkschafterInnen gegen Notstandspolitik gegen den Frontalangriff dieser Regierung auf die Errungenschaften der ArbeiterInnenklasse mobilisieren, sondern dass sich die Gewerkschaften in den Kampf werfen und alles einsetzen, was ihnen zur Verfügung steht – bis hin zum Generalstreik.

Kanzler Kurz hat sehr klar gesagt, dass er sich von Demonstrationen und Streiks nicht beeindrucken lassen wird. Der Wunsch nach Gesprächen auf Augenhöhe und der Erneuerung der längst zu Grabe getragenen SozialpartnerInnenschaft auf gesellschaftlicher Ebene (Die paritätische Kommission für Lohn- und Preisfragen hatte ihre letzte Sitzung vor der Jahrtausendwende!) ist eine Illusion. Ebenso wird es nicht möglich sein, den einen oder anderen Angriff der Regierung abzuwehren. Ihre Aufgabe im Auftrag des Kapitals ist es, unsere Arbeits- und Lebensbedingungen bis aufs Minimum zu drücken.

Als Mittel der Selbstverteidigung haben wir daher nur eine einzige Wahl: Wir müssen kämpfen, bis diese Regierung Geschichte ist.

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