Dienstag, 22. Februar 2005

Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer mehr!

Der soeben erschienene Bericht zur sozialen Lage in Österreich spiegelt den internationalen Trend zur Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen wieder. Auch in Österreich wurden während der vergangenen Jahre die Reichen immer reicher, die Armen immer mehr und ärmer ...

Armut in ÖsterREICH


Seit 2001 der letzte Bericht zur sozialen Lage erschienen ist, hat sich die Zahl der ÖsterreicherInnen, die ein Einkommen unter der offiziellen Armutsschwelle (785€/Monat) beziehen, dramatisch erhöht. Wie der aktuelle Sozialbericht belegt, mussten im Jahr 2004 1.044.000 ÖsterreicherInnen mit einem Einkommen, das darunter lag, über die Runden kommen. Auch die Zahl der Menschen, die in akuter Armut leben, also zu einem niedrigen Einkommen auch noch mit zusätzlichen Einschränkungen (wie Leben in einer Substandardwohnung oder Überschuldung) zurechtkommen müssen, ist angestiegen. In Österreich waren im Jahr 1999 ca. 4% der Wohnbevölkerung akut arm (313.000 Menschen), bis zum Jahr 2004 ist dieser Prozentsatz auf 5,9% (460.000 Menschen) hinaufgeklettert.

Reichtum in Österreich


Der neue Sozialbericht enthält erstmals auch ein Kapitel, das sich mit Reichtum in Österreich auseinandersetzt. Darin wird aufgelistet, wie dieser innerhalb der österreichischen Bevölkerung verteilt ist. So zeigt die Statistik, dass auf die reichsten 10% der ÖsterreicherInnen zwei Drittel des Gesamtvermögens entfallen (ein Prozent besitzt allein schon ein ganzes Drittel). Die restlichen 90% der Gesamtbevölkerung teilen sich das verbleibende Drittel.

Es wird von den VerfasserInnen des Berichtes auch erwähnt, dass das österreichische Gesamtvermögen seit 1997 um 8 Prozent angestiegen ist, aber keine Aussage darüber getroffen, wie sich der Zuwachs auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen verteilt hat. Gleichzeitig wissen wir aber aus einer Reihe anderer Statistiken, dass die Konzerne jedes Jahr Rekordgewinne schreiben, während die Lohnquote (Anteil der Löhne und Gehälter am Bruttoinlandsprodukt) seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten nahezu kontinuierlich abnimmt.

Auch im letzten Unterkapitel "Verbesserungsmöglichkeiten" wird nicht – wie fälschlicherweise vermutet werden könnte – eine Art Umverteilung angedacht, sondern nur überlegt, wie man den Reichtum statistisch besser erfassen könnte. Unserer Ansicht nach ist hingegen heute eines dringend notwendig: Eine echte Umverteilung – also von Reich zu Arm, von Oben nach Untern! Stichwort: Die Reichen statt die Massen besteuern!

Einkommensverteilung


In einer Statistik werden die lohnsteuerpflichtigen ArbeitnehmerInnen in fünf Fünftel (also jeweils 20%) aufgeteilt. Wenn die Summe aller Löhne der unselbstständig Beschäftigen 100% ist, kann verglichen werden, wie hoch die Anteile der verschiedenen Fünftel an der Gesamtlohnsumme sind. Die Löhne des ärmsten Fünftels machten 1976 4,8% der Lohnsumme aus. 2002 ist diese Zahl auf 2,4% gesunken. Das reichste Fünftel kann sich dafür über einen Zuwachs ihrer Anteile von 40,2% auf 45,9% freuen. Natürlich wäre hier auch interessant zu erfahren, wie hoch das durchschnittliche Einkommen der verschiedenen Fünftel ist. Diese Zahlen werden aber weder im Sozialbericht veröffentlicht, noch waren sie anderswo auffindbar.

Kritik


Die LeserInnen könnten annehmen, dass sich im Sozialbericht ein Kapitel zu Armut und eines zu Reichtum befindet, weil die VerfasserInnen die Wechselwirkung zwischen Beidem sehen. Tatsächlich findet sich aber nirgends ein Hinweis, der auf den Zusammenhang zwischen steigender Armutsquote auf der einen Seite und wachsendem Vermögen bei einzelnen Wenigen auf der anderen Seite, hindeutet. Es wirkt fast so, als ob nach dem Bedauernswerten – der steigenden Armut – auch noch das Positive in unserem Land – der wachsende Reichtum – hervorgehoben werden müsste.

Fazit


Die in Teilen der Bevölkerung gängige Meinung, dass Armut selbstverschuldet und Reichtum selbstverdient ist, spiegelt sich in diesem Bericht wider. Zudem wird der Eindruck vermittelt, dass es sich bei den Reichen um strebsame ArbeiterInnen handelt, deren Erfolg auch positive Auswirkungen auf das Leben aller hat ( "Geht’s der Wirtschaft gut, ..."), wohingegen in der Realität abseits des ideologischen Elfenbeinturms Reichtum niemals die Folge eigener Arbeit – egal wie hart auch immer – ist. Abschließend bleibt zu sagen: Der Kampf gegen Armut kann nur gewonnen werden, wenn er auch für eine Umverteilung des Reichtums und damit gegen die Reichen geführt wird!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen