Donnerstag, 2. Dezember 2010

Streik im Sozialbereich? Endlich!

Es reicht! Das denkt sich die riesengroße Mehrheit der KollegInnen im Sozialbereich schon lange. Maßnahmen gegen die in weiten Bereichen untragbaren Arbeitsbedingungen waren bisher allerdings Mangelware - ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo Streiks im Sozial- und Gesundheitsbereich mittlerweile an der Tagesordnung stehen. Eine besch... Bezahlung, lange Arbeitszeiten, schlechte Ausstattung, immer mehr KlientInnen, zu wenig Personal, eine enorme psychische Belastung, eine lächerlich geringe finanzielle Ausstattung durch die öffentliche Hand - die Liste der Probleme ist lang.

Und genau in dieser Situation kündigt das Land Oberösterreich an, in zahlreichen Einrichtungen das Budget um 33% zu kürzen. 113 Kündigungen wären die Folge in unserem von der Politik ach so gelobten Zukunftsarbeitsbereich. Tatsächlich ist das ja auch so - selbst im Zuge der Krise wurden hier Arbeitsplätze geschaffen; wie nicht anders zu erwarten, sind diese aber viel schlechter als jene Jobs, die zuvor in der Industrie verloren gegangen sind.
Lange - viel zu lange - haben wir im Sozialbereich geschwiegen, haben uns ohne aufzumucken jede weitere Verschlechterung gefallen lassen. Haben - aus Verantwortung für unsere KlientInnen und PatientInnen - gekuscht. Das war und ist ein schwerer Fehler! Im Sozialbereich gibt es letztlich nur ein einziges Kriterium für die Qualität der erbrachten Leistungen: Die Zufriedenheit der Beschäftigten. Und diese hängt von den Arbeitsbedingungen ab. Jede Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geht also direkt auf Kosten der von uns Betreuten, der Bedürftigen in dieser Gesellschaft. Daher ist klar: Jeder Kampf für eine Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen ist auch ein Kampf für die KlientInnen - für die Leistungen, die sie bekommen, für ihre Rechte, für etwas mehr an gesellschaftlichem Ausgleich.
Jede Kürzung von Mitteln, jede Unterfinanzierung sozialer Leistungen, jede schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingung, für welche Politik und Geschäftsführungen gemeinsam verantwortlich sind, geht direkt zu Lasten der KlientInnen. All das zeigt nur, dass der Politik diese gesellschaftlichen Bedürfnisse letztlich scheißegal sind - den Banken konnten locker viele Milliarden in den mit Profiten überfetten A... geschoben werden, im Sozialbereich hingegen sind selbst ein paar Millionen scheint's ein Ding der Unmöglichkeit.
Ein Personalabbau gerade in unserem Arbeitsbereich muss daher dem Fass den Boden ausschlagen. Dieser zeigt nur einmal mehr, wie sehr die verantwortlichen PolitikerInnen den Boden unter den Füßen verloren haben. Sie haben keine Ahnung von dem, was gesellschaftlich erforderlich ist. Und das gilt auch für selbsternannte LinksblinkerInnen wie den oberösterreichischen Soziallandesrat Ackerl. Dass die KollegInnen in Oberösterreich in Anbetracht dieser Situation endlich als erste damit aufhören, sich alles gefallen zu lassen, ist ein enormer Fortschritt in unserer Branche. Endlich übernehmen Beschäftigte im Sozialbereich nicht nur Verantwortung für ihre KlientInnen, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung. Nichts anderes sind nämlich kollektive Aktionen gegen Verschlechterungen bzw. für Verbesserungen im Sozialbereich. Gleichzeitig ist dieser mutige Akt im streikarmen Österreich und insbes. im Sozialbereich, der leider viel zu sehr von Individualismus geprägt ist, tatsächlich eine Sensation. Eine Sensation, die hoffentlich keine Eintagsfliege bleibt. So lange die oben genannte Liste von Problemen (und noch vielen mehr) besteht, ist jede Kampfmaßnahme mehr als berechtigt. Lassen wir also die KollegInnen in Oberösterreich 1. nicht alleine und unterstützen sie mit all unserer Solidarität und 2. zum Vorbild für uns alle werden. Lassen wir uns nichts mehr gefallen! Schlagen wir endlich zurück. Sozialbereich hör die Signale!

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