Dienstag, 22. Februar 2011

QuerHerumBetrachtet: Und wieder einmal Goldi

Nein, es geht hier nicht um Schispringen und unser aller Goldi ist nicht auf die Schanzen dieser Welt zurückgekehrt, um Ruhm und Ehre der selbsternannten Wintersportnation Nummer 1 weiter zu mehren. Tatsächlich ist Goldi aber doch zurück gekehrt. Nur ist Gold weiblich und Managerin. Bekannt wurde die "eiserne Wilhelmine", die zuvor Karriere in der Wiener AK machte, laut Wikipedia durch "Privatisierungs- und Sanierungsprojekte in der ÖIAG" – eine wahrlich reizende Karriere für jemanden aus der ArbeiterInnenbewegung.

Im Jahr 2000 schließlich – bezeichnenderweise unter der Regentschaft von SchwarzBlau folgte der wirkliche Karrieresprung. Sie wurde Chefin der Postbus AG und zog in dieser Zeit ein beispielloses Privatisierungs- und Personalabbauprogramm durch; von den daraus resultierenden Arbeitsbedingungen muss wohl nicht extra gesprochen werden.
Als Dank dafür wurde sie 2004 Vorstandsdirektorin der ÖBB-Personenverkehr AG für den Bereich Nah- und Regionalverkehr. Die NutzerInnen dieser Leistungen wissen es ihr heute noch zu danken, wurden doch in dieser Zeit zahlreichen Verbindungen ausgedünnt oder überhaupt eingestellt. Der unrühmliche Abgang folgte 2007 als ihr vorgeworfen wurde, betriebliche Mittel für ihren privaten Fetisch – die Kultur – verwendet zu haben; natürlich gilt wie immer die Unschuldsvermutung. Noch heute geht sie dieser Tätigkeit nach und ist Aufsichtsratsvorsitzende des Museumsquartiers in Wien und Aufsichtsrätin der Salzburger Festspiele. Auch hier zeigt sie wieder einmal – als Managerin, die nach wie vor der SPÖ zugerechnet wird – ihr Naheverhältnis zu den Lohnabhängigen, schließlich sind doch die Salzburger Festspiele landauf, landab ob der billigen Kartenpreise als proletarische Massenveranstaltung bekannt.
Selbstverständlich konnte aber solch eine verdiente Managerin nicht vollkommen aufs Abstellgleis geschoben werden. Nach ihrem Abgang als Vorstandsdirektorin in der ÖBB wurde sie „Beraterin des Aufsichtsratsvorsitzenden der ÖBB – selbstverständlich bei vollen Bezügen. Auch ist sie mittlerweile Chefin des Aufsichtsrates bei Sozial Global in Wien, einer den SPÖ-Frauen mehr als nahe stehenden Aktiengesellschaft, die gerade 385 (375 davon sind Frauen und über die Hälfte davon älter als 50 Jahre) Beschäftigte zur Kündigung beim AMS angemeldet hat. Tja, wo die Betriebswirtschaft regieren muss, da können halt nicht einmal die Wiener SPÖ-Frauen, ganz zu schweigen von einer sozialdemokratischen Managerin, noch frauenfreundlich sein. Geld regiert die Welt.
Für mich als Sozialdemokraten und FSG-Betriebsrat bleibt nur eine Schlussfolgerung: Schande! Solange Personen vom Schlage Frau Goldmanns in unserer Partei sind, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Lohnabhängigen dieser massenhaft den Rücken kehren. Doch die Alternative ist ganz einfach: Raus mit den Goldmanns&Co aus der Partei. Und v.a. müssen SPÖ-geführte Betriebe im Sozialbereich à la Sozial Global, FSW, SDW, PSD, Kinderfreunde usw. usf. endlich wieder kapieren, wofür sie da sind: Für die Menschen!
Die KlientInnen und Beschäftigen zählen – nicht das Geld. Wer das heute noch immer nicht kapiert hat und auf New Public Management, Betriebswirtschaft und Management setzt, der wird morgen ähnliche Reaktionen bekommen wie heute in Tunesien, Ägypten, … Zeit klar auszusprechen, was Sache ist: Das Grundproblem sind nicht unfähige oder böswillige ManagerInnen. Management als solches ist das Problem. Das brauchen wir Beschäftigten im Sozialbereich und die NutzerInnen unserer Leistungen wie ein Abszess am A... Zeit für neues Denken und Handel ist es – jetzt! Sozialeinrichtungen unter der demokratischen Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten und LeistungsnutzerInnen – das ist der Weg der Zukunft. Wer diese Zeichen der Zeit nicht erkennt, darf sich morgen nicht wundern, wenn er/sie von der Geschichte überrollt wurde.

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