Donnerstag, 19. April 2012

Und uns bleiben nur die Krümel

Wieder einmal steigern die ATX-Konzerne an der österreichischen Börse die Dividenden und die ManagerInnenboni werden fetter und fetter. Wie die Kollektivvertragsverhandlungen seit letztem Herbst gezeigt haben, sind die Firmen bei den Einkommen von uns arbeitenden Menschen aber lange nicht so freigiebig.

Die AK rechnet für alle ATX-Unternehmen mit einem Ausschüttungsvolumen von 2 Milliarden Euro; davon sind 1,6 Milliarden bereits bekanntgegeben worden. Drei Viertel der ATX-Unternehmen erhöhen ihre Dividende – im Durchschnitt sogar um 15 Prozent; die höchsten Dividenden zahlen OMV, RBI, Verbund, Telekom und Immofinanz. Die Telekom hat sogar eine Dividende und Boni für das Management ausgeschüttet, obwohl Verluste geschrieben wurden.
Einige Unternehmen haben 2011 auch mehr Dividenden ausgeschüttet als sie Gewinn erzielen konnten, z.B. Conwert und Wienerberger. Die Post liegt mit einer Ausschüttungsquote von 93 Prozent nur knapp darunter und lässt damit fast ihren gesamten Gewinn an die AktionärInnen fließen.
Gewinnausschüttungen sind selbstverständlich im Rahmen des Kapitalismus normal. Das gleiche gilt für die Maximierung der Ausschüttungen. Ausgeschüttete Gewinne gehen aber zumeist an jene, die ohnedies schon zu viel haben und nur wieder investieren. Gerade im Zeitalter der Krise und eines schwachen Wirtschaftswachstums wären aber Lohnsteigerungen und Investitionen für die Ankurbelung der Wirtschaft – insbes. die Schaffung von sicheren und gut bezahlten Arbeitsplätzen – weitaus sinnvoller.
Bei Lohnerhöhungen in Höhe der Dividenden würden sie aber alle aufschreien – für die KapitalbesitzerInnen sind hingegen Einkommenssteigerungen in diesem Ausmaß selbstverständlich. Kein Wunder also, dass sich der Anteil der Löhne am Volkseinkommen in den letzten Jahrzehnten massiv zum Nachteil von uns arbeitenden Menschen um etwa ein Viertel verringert hat.
Auch den ManagerInnen der ATX-Unternehmen geht es nicht gerade schlecht – sie verdienen im Schnitt 1,3 Millionen Euro – eine Summe für die wir Normalsterblichen zumeist unser ganzes Berufsleben arbeiten müssen. Die Gehälter dieser ManagerInnen wurden damit im Schnitt um 20% erhöht – ebenfalls weit über den Steigerungen aller Kollektivverträge. Ein Verbot der Erhöhung von ManagerInnengehältern über dem jeweiligen Kollektivvertrag der Branche wäre daher sinnvoll – sie würden dadurch bei den Kollektivvertragsverhandlungen ganz schnell umdenken, wenn ihre Gehaltserhöhungen an unsere gebunden wären.
Mit den Erhöhungen der ohnedies schon enormen Gehälter der Bosse, haben diese wieder das Niveau des Rekordjahres 2008 erreicht und verdienten damit im Durchschnitt das 48-fache von uns Beschäftigten; 2000 war es noch das 20-fache. Doch wer bitte kann 20-mal so viel oder gar 48-mal so viel arbeiten wie wer anderer? Wer kann fast das 50-fache der Leistung von uns arbeitenden Menschen erbringen?
Am meisten verdienten 2011 die Vorstandsmitglieder der OMV (durchschnittlich 2,5 Millionen Euro pro Kopf), gefolgt von Andritz (2,2 Millionen), Lenzing (2,2 Millionen), Raiffeisen Bank International (1,7 Millionen) und Österreichische Post AG (1,2 Millionen). Die Gehaltserhöhungen von ManagerInnen gingen bis zu sage und schreibe 124 Prozent. Bei Wienerberger, Lenzing und Vienna Insurance Group wurden die Gehälter im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Darüber hinaus wurden zum Teil enorme Abfindungen (z.B. bei der OMV) bezahlt und die Boni zumeist deutlich erhöht, so z.B. bei Post und Telekom um mehr als die Hälfte. Bei der Telekom ist die Steigerung von 55,5% in Anbetracht des Rekordverlusts besonders pervers.
Damit muss endlich Schluss sein. Der Vorschlag, die ManagerInnengehälter individuell zu veröffentlichen muss daher endlich umgesetzt werden! Auf dieser Basis können die Beschäftigten des jeweiligen Unternehmens und allenfalls die LeistungsnutzerInnen beurteilen, ob diese Gehälter gerechtfertigt sind – nur sie dürfen das Recht haben, zu entscheiden, wie hoch die Einkommen von ManagerInnen sind. Selbst den AktionärInnen sind diese schon zu hoch, wie zuletzt die Hauptversammlung der Citigroup in den USA bewiesen hat, wo die Mehrheit gegen die Boni für die Bosse gestimmt hat. Wie würde es da wohl erst aussehen, hätten endlich wir arbeitenden Menschen selbst etwas mitzureden?

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