Ganz groß schafft es Anna Seghers, die
Ereignisse vor, während und nach dem Februar 1934 in Österreich -
also die Zerschlagung der organisierten Arbeiter*innenbewegung durch
den sog. Austrofaschismus - romanhaft darzustellen. Und das sowohl an
zwei Brennpunkten in Wien - dem Karl-Marx- und dem Schlingerhof - als
auch in Linz, der Steiermark und auf dem flachen Land. Und sie
versucht auch noch, die Motivation der anderen Seite, also jener, die
sich dem Kapital angedient hatten, herauszuarbeiten, was ihr nicht so
ganz gelingen mag. Das soll nicht weiter verwundern. Schließlich
würde wohl jede*r von uns daran scheitern, die inneren Vorgäne
jener einfühlsam nachzuvollziehen, die so ganz anders sind als wir.
In einer Diskussion zwischen einem, der
das Agieren der SDAPÖ (der heutigen SPÖ, die aus den Überresten
dieser und den Revolutionären Sozialisten, zu denen die große
Mehrheit der weiterhin aktiven Mitglieder wechselte) selbst noch nach
der von der Parteispitze zu verantwortenden Niederlage im Februar
1934 schönredete und einem, der die Lehren daraus zog und in
Anbetracht des aufkommenden Faschismus für die Einheit der
Arbeiter*innenklasse eintritt, lässt sie letzteren etwas sagen, das
mir eine taugliche Leitlinie für politisches Engagement erscheint
(gerade auch heute!): „Treu sein, Riedl, das bedeutet nicht, einem
Menschen oder einer Partei treu zu sein, wie ein Hund, einem Herrn,
weil er so oder so riecht, sondern weil sie und ich einer und
derselben Sache treu sind. Und ist mein Führer der Sache nicht mehr
treu, dann ist auch zwischen uns keine Treue, dann ist die Treue
zwischen uns aufgehoben.“
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