Montag, 21. Juli 2025

Anna Seghers (1935): Der Weg durch den Februar

Ganz groß schafft es Anna Seghers, die Ereignisse vor, während und nach dem Februar 1934 in Österreich - also die Zerschlagung der organisierten Arbeiter*innenbewegung durch den sog. Austrofaschismus - romanhaft darzustellen. Und das sowohl an zwei Brennpunkten in Wien - dem Karl-Marx- und dem Schlingerhof - als auch in Linz, der Steiermark und auf dem flachen Land. Und sie versucht auch noch, die Motivation der anderen Seite, also jener, die sich dem Kapital angedient hatten, herauszuarbeiten, was ihr nicht so ganz gelingen mag. Das soll nicht weiter verwundern. Schließlich würde wohl jede*r von uns daran scheitern, die inneren Vorgäne jener einfühlsam nachzuvollziehen, die so ganz anders sind als wir.

In einer Diskussion zwischen einem, der das Agieren der SDAPÖ (der heutigen SPÖ, die aus den Überresten dieser und den Revolutionären Sozialisten, zu denen die große Mehrheit der weiterhin aktiven Mitglieder wechselte) selbst noch nach der von der Parteispitze zu verantwortenden Niederlage im Februar 1934 schönredete und einem, der die Lehren daraus zog und in Anbetracht des aufkommenden Faschismus für die Einheit der Arbeiter*innenklasse eintritt, lässt sie letzteren etwas sagen, das mir eine taugliche Leitlinie für politisches Engagement erscheint (gerade auch heute!): „Treu sein, Riedl, das bedeutet nicht, einem Menschen oder einer Partei treu zu sein, wie ein Hund, einem Herrn, weil er so oder so riecht, sondern weil sie und ich einer und derselben Sache treu sind. Und ist mein Führer der Sache nicht mehr treu, dann ist auch zwischen uns keine Treue, dann ist die Treue zwischen uns aufgehoben.

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