Donnerstag, 3. Juli 2025

Guillaume Martin (2022): Die Gesellschaft des Pelotons

Manchmal gehen Bücher seltsame Wege. So auch dieses, von dem ich eigentlich nicht weiß, warum es zu mir gekommen ist, außer halt, dass ich Radrennen mag. Der Autor jedenfalls versucht seine zwei Leben à la Steppenwolf in ein System zu bringen.

Einerseits ist er tatsächlich einer der besten Radrennfahrer der Welt und als solcher auf Erfolg, Individualismus und Konkurrenz getrimmt. Andererseits hat er Philosophie studiert und sucht in dieser den einen oder anderen Vergleich mit dem sportlichen Wettkampf. Letztlich scheitert er beim Versuch, den gnadenlosen Konkurrenzkampf im Spitzensport zu rechtfertigen und gleichzeitig den Kapitalismus zu kritisieren, weil die innere Logik beide nicht voneinander trennbar ist.

Schließlich ist professioneller Sport erst durch den Kapitalismus entstanden und ich langweile euch jetzt nicht, wo sich das schon beim alten Marx findet. Lesenswert ist das Buch allemal für jene, die die inneren Widersprüche jener verstehen wollen, die glauben, dass individuelle Karriere und politischer Kampf gegen deren Ursache miteinander vereinbar wären.

Daran ändern auch gutgemeinte Feststellungen wie diese nichts: „Laissez-faire bedeutet, die Welt sich selbst zu überlassen, sich auf den Kampf ums Dasein und die natürliche Selektion zu beschränken - und sich für unfähig zu erklären, die Entwicklungen im Auge zu behalten und notfalls zu korrigieren, Laissez-faire bedeutet, sich zu weigern, eine Gesellschaft zu bilden, und stattdessen billigend in Kauf zu nehmen, dass es Menschen gibt, die ausgeschlossen werden. Es bedeutet letztlich, der Versuchung einer Abspaltung zu erliegen, die jedem die Menschlichkeit nimmt.

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