Sonntag, 20. September 2009

Fabriken ohne ChefInnen

In den letzten Wochen spitzte sich der Kampf um einige besetzte Betriebe in Argentinien und Venezuela zu. Schon in den Monaten zuvor sahen wir einen neuerlichen Aufschwung dieser Bewegung. Vor diesem Hintergrund ist es klar, dass die herrschende Klasse diese Bewegung enthaupten will, damit erfolgreiche Beispiele von Betriebsbesetzungen und ArbeiterInnenkontrolle nicht Schule machen können.

IMPA (Argentinien)


Am 10. August 2009 trat die Belegschaft der IMPA (Industria Metalúrgica y Plástica de Argentina) in Buenos Aires zusammen und fasste den Beschluss, gegen den richterlichen Räumungsbescheid Widerstand zu leisten. Die IMPA ist eines der Symbole der Bewegung der besetzten Betriebe in Argentinien und Teil der "Nationalen Bewegung der besetzten Fabriken" (MNER).
Gegenwärtig arbeiten in der IMPA 63 KollegInnen; außerdem beherbergt das Werk 150 TeilnehmerInnen einer Erwachsenbildungseinrichtung, eine Klinik, die BewohnerInnen des umliegenden Stadtviertels Almagro kostenlose Gesundheitsversorgung garantiert sowie ein Kulturzentrum, das von hunderten Jugendlichen frequentiert wird. Die IMPA ist nicht "nur eine besetzte Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle, die IMPA ist ein von der Bevölkerung wieder instandgesetzter Freiraum, die IMPA ist für uns wie unser Land", wie die ArbeiterInnen sagen.
Mit mehreren erfolgreichen Mobilisierungen konnte mittlerweile so viel Druck aufgebaut werden, dass der Räumungsbescheid wieder aufgehoben wurde. Die staatliche Banco Nacion hat eine Zusage für die weitere finanzielle Unterstützung der Genossenschaft gegeben. Eduardo Murua, einer der Führer der IMPA-Belegschaft, möchte sich auf diesem Weg bei allen GenossInnen der IMT und allen, die die Solidaritätskampagne für die IMPA unterstützt haben, bedanken.

Zanon (Argentinien)


Einen wichtigen Erfolg feierten auch die ArbeiterInnen der seit acht Jahren besetzen Keramikfabrik Zanon in Neuquén. Die Belegschaft bekam die Fabrik per Gesetz übertragen und wird nun offiziell den Namen FaSiPat (Fábrica Sin Patrones) tragen. Ihr Kampf war ein Ergebnis des Widerstands gegen den Versuch, die Wirtschaftskrise von 2001 durch Massenentlassungen auf die ArbeiterInnen abzuwälzen. Seit dem Beginn der Betriebsbesetzung konnte die Belegschaft die Produktion erfolgreich weiterführen und 400 neue Jobs schaffen.

Mitsubishi (Venezuela)


Die Belegschaft des Mitsubishi-Werks MMC in Barcelona (Venezuela) steht erst am Beginn eines solchen Kampfes. Der japanische Multi hat vor einigen Wochen die Schließung des Werkes bekannt gegeben. Der Grund: die Krise der Autoindustrie und die starke Gewerkschaft bei MMC, die den Bossen ein Dorn im Auge ist. Schon im Jänner 2009 hielten die ArbeiterInnen 60 Tage lang das Werk besetzt und protestierten damit gegen die Entlassung von LeiharbeiterInnen. Die von MarxistInnen geführte Gewerkschaft bei MMC hat nun die Besetzung des Betriebes beschlossen und wird mit allen Mitteln für den Erhalt der Arbeitsplätze kämpfen. Unterstützung erhielt sie vom Arbeitsministerium, das die Schließung verurteilte. Das Ziel dieses Kampfes ist die Verstaatlichung der Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle. Dieser Arbeitskampf ist somit von größter Bedeutung für die gesamte ArbeiterInnenbewegung in Venezuela.
Am 7. September 2009 kam die Nachricht, dass Mitsubishi die Schließung wieder zurücknimmt und die Produktion weiterführen wird. Dem war am 28. August eine Massenversammlung von 750 GewerkschafterInnen, AktivistInnen der armen Landebevölkerung, StudentInnen und PSUV-AktivistInnen vorangegangen. Dort wurde die Gründung einer "Sozialistischen Kommune" beschlossen.

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