Nachdem in den letzten beiden Jahren – leider erfolgreiche – Angriffe auf die Arbeitsbedingungen der KollegInnen in den österreichischen Druckereien stattgefunden haben, ist es nun auch in Deutschland so weit.
So soll die in den 1980ern durch lange Streiks erkämpfte 35-Stunden-Woche aufgeweicht werden – im Rahmen einer Flexibilisierung (arbeitsrechtlich gesehen handelt es sich dabei in Deutschland um eine sog. Öffnungsklausel) sollen Arbeitszeiten bis zu 40 Stunden pro Woche möglich werden.
Gleichzeitung könnten auch die Löhne massiv gesenkt werden. Einerseits sollen die Löhne der HelferInnen von 12 Euro pro Stunden gesenkt werden, andererseits soll der sog. FacharbeiterInnenschutz aufgehoben werden, so dass auch MeachatronikerInnen – selbstverständlich zu viel geringeren Löhnen – an Druckmaschinen arbeiten dürfen.
Bereits in der Vergangenheit wurden in den Druckereien massiv Arbeitsplätze abgebaut – allein 2010 über 10.000; viele Betriebe mussten schließen und das, nachdem die Beschäftigten zur Rettung des Betriebes auf vieles verzichtet hatten. Ähnlich sieht es in den Zeitungsverlagen aus, zu denen viele große Druckereien gehören. Hier sollen die Löhne der Angestellten und RedakteurInnen um bis zu 25% gesenkt werden, selbst wenn auch in dieser Branche bereits in den letzten Jahren zahlreiche Stellen gestrichen wurden.
Grund: Wie immer der Kapitalismus. Die in den Boom-Jahren aufgebauten Überkapazitäten müssen jetzt wieder abgebaut werden. Das führt zu einem Verdrängungswettbewerb, welcher im Zuge eines brutalen Konzentrationsprozesses dazu führen wird, dass nur wenige große Unternehmen übrig bleiben. Die weg brechenden Anzeigenerlöse der Zeitungen tun ihr übriges dazu, dass die Medienunternehmen ihre Krise auf die Beschäftigten abwälzen wollen.
Das ist nicht leicht, handelt es sich doch bei den DruckerInnen wie in Österreich um eine Gruppe von sehr kämpferischen und gewerkschaftliche gut organisierten Lohnabhängigen. Seit Monaten ist deshalb auch der zunehmende Einsatz von Leiharbeitskräften sowie von sog.festen freien RedakteurInnen und eine zunehmende Flucht aus dem Tarifvertrag (in Österreich Kollektivvertrag) zu beobachten.
Die Gewerkschaft ver.di bereitet sich offiziell auf einen langwierigen und scharfen Arbeitskampf vor, der für beide Branche gemeinsam geführt werden soll, was ein enormer Fortschritt wäre. Zahlreiche Beispiele aus vielen Ländern belegen, dass die Bosse ihre Ziele viel leichter durchsetzen können, wenn sie die Lohnabhängigen Branche für Branche bekämpfen können. Die gemeinsame Verhandlung von mehreren Kollektivverträgen wäre daher auch in Österreich anzustreben.
Nach den zur Verfügung stehenden Informationen dürften die KollegInnen zum Arbeitskampf bereit sein. Eine solch hervorragenden Situation gilt es auszunutzen, indem es erforderlichenfalls zu einem unbefristeten branchenweiten Streik, der demokratisch von der Basis organisiert wird, kommt. Politisch hat dieser Kampf nämlich eine Bedeutung, die weit über die Branche hinaus geht. Wenn der erste Dominostein gefallen ist, ist nämlich nicht absehbar, wie viele noch fallen werden ...
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