Zunächst sprechen sich 87% der Befragten für einen Mindestlohn von € 1.750,-- aus, was meiner Meinung nach zwar deutlich zu wenig ist, um ein menschenwürdiges Leben zu führen, aber für viele KollegInnen doch ein deutlicher Fortschritt wäre. Im SWÖ-Kollektivvertrag z.B. liegt der Mindestlohn bei nur € 1.683,20. Gleichzeitig dürfen wir auch nicht vergessen, dass die enormen Teilzeitquoten im Sozial- und Gesundheitsbereich viele KollegInnen weit unter dem von der Volkshilfe vorgeschlagenen Mindestlohn verdienen lassen, was schlicht und einfach Armut zur Folge hat. Hier gilt es anzusetzen – etwa durch eine massive Verkürzung der Arbeitszeit, welche Teilzeit mehr wert macht, durch Mindestarbeitszeiten oder Mindestlöhne unabhängig von der Arbeitszeit.
Gleich 87% stimmen der Formulierung „Die Corona-Krise hat gezeigt, dass eine bessere Entlohnung von systemrelevanten Gesundheits- und Sozialdienstleistungen dringend notwendig ist.“ zu. Das zeigt mehr als deutlich, dass wir die Bevölkerung auf unserer Seite haben, wenn es darum geht, die Bezahlung in unserer Branche zu verbessern. Gleichzeitig müssen wir in Anbetracht dieses Ergebnisses hinterfragen, ob es nicht besser gewesen wäre, die Kollektivvertragsverhandlungen im privaten Sozial- und Gesundheitsbereich erst später fortzusetzen. Mit dem enormen Rückenwind aus der Bevölkerung, der sich in dieser Umfrage zeigt, hätten wir deutlich mehr erreichen können, da es sich die Politik nicht hätte erlauben können, die erforderlichen Mittel für unsere Forderungen nicht zur Verfügung zu stellen. Und die Geschäftsführungen der Betriebe würden unverantwortlich handeln, wenn sie mehr Geld von der öffentlichen Hand in Zeiten wie diesen nicht für deutliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen einsetzen.
In Anbetracht der enormen Zahl von Arbeitslosen infolge der Pandemie wäre eine Arbeitszeitverkürzung in einer der größten Branchen des Landes außerdem ein Beitrag zur Verteilung der vorhandenen Arbeit auf mehr Menschen.
61% der Befragten lehnen auch den 12-Stunden-Tag weiterhin ab. Die Ergebnisse des Volkshilfe-Sozialbarometers zeigen also mehr als eindeutig, dass die große Mehrheit der Bevölkerung zahlreiche Maßnahmen der letzten und der aktuellen Regierung mit deutlicher Mehrheit ablehnt. Hier gilt es anzusetzen.
Ebenso könnten mit diesem Rückhalt in der Bevölkerung die Arbeitsbedingungen im Sozial- und Gesundheitsbereich massiv verbessert werden – unabhängig davon, ob es nun einen Kollektivvertragsabschluss gibt oder nicht. Ein Kollektivvertrag ist schließlich in letzter Konsequenz nichts anderes als ein Vertrag, der jederzeit geändert werden kann. Mit der aufgezeigten Unterstützung der Bevölkerung ist es möglich, solche Verträge jederzeit zu ändern. Jede Regierung, die die erforderlichen Mittel dafür nicht bereitstellt, könnte ganz schnell Geschichte sein.
Die gesammelten Ergebnisse des Volkshilfe-Sozialbaromters finden sich unter hier.
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