In nächster Zeit beginnen die heurigen Kollektivvertragsverhandlungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Die Inflation betrug in den letzten Monaten rund 3,5% und ist damit sehr hoch. Noch viel dramatischer ist aber, dass der sog. Miniwarenkorb (der für SchlechtverdienerInnen – und das sind die meisten KollegInnen im Sozial- und Gesundheitsbereich leider – relevant ist, da er einen durchschnittlichen wöchentlichen Einkauf abbildet) praktisch das ganze Jahr rund um 7% gependelt ist.
Gleichzeitig belegen aktuelle Zahlen – z.B. der ArbeiterInnenkammer – eindeutig, dass es in den letzten Jahren kontinuierliche Reallohnverluste gegeben hat – die KollegInnen sich also weniger um ihr Geld kaufen können. Und die Reallohnverluste werden um so höher, je niedriger das Gehalt ist.
Richtig dramatisch wird es aber, wenn wir unseren Verdienst der Armutsgefährdungsschwelle der EU gegenüberstellen. Letztere liegt bei 60% des Medianeinkommens (50% verdienen mehr und 50% weniger) in einem Land. 2009 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) lag diese in Österreich für einen Ein-Personen-Haushalt bei €994,-- netto, bei einem/r Erwachsenen und einem Kind bei €1.293,-- netto. Im gleichen Jahr verdienten laut Statistik Austria 25% aller Beschäftigen im Sozial- und Gesundheitsbereich unter ca. €654,-- netto und die Hälfte unter rund €1.312,-- netto im Monat (immer 14 Gehaltsauszahlungen auf 12 Monate gerechnet). Sogar der Durchschnitt aller Einkommen in unserer Branche (beim Durchschnitt kommen üblicherweise hohe Einkommen stärker zum Tragen, da hier z.B. auch die Einkommen von GeschäftsfühererInnen einberechnet werden) lag 2009 nur bei €1.360,-- netto, was ein eindeutiger Beleg ist, dass die unteren Einkommensgruppen bei uns deutlich überrepräsentiert sind. Und dieses Missverhältnis wird sich seither kaum gebessert haben.
Wir müssen also leider davon ausgehen, dass zumindest ein Drittel der Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich unter der ohnedies sehr niedrigen Armutsgefährdungsschwelle der EU liegen. Das kann es doch wirklich nicht sein, dass gerade wir – die wir eine gesellschaftlich enorm wichtige Arbeit machen – mit Armut bezahlen müssen!
Die MetallerInnen haben heuer gezeigt, wie es geht. Um unsere Lebensbedingungen zu sichern, bräuchten wir aber einen viel höheren Abschluss als die Beschäftigten in dieser besser bezahlten Branche. Dafür werden wir kämpfen müssen, weil die ArbeitgeberInnen und die Politik das sicherlich nicht freiwillig hergeben. Bereiten wir uns also alle darauf vor, für uns selbst einzutreten und für einen hohen, d.h. gerechten, Lohnabschluss zu tun, was auch immer erforderlich ist. Sozialbereich steh einmal mehr auf!
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