Der erste Kollektivvertragsabschluss des vom ÖGB angekündigten "heißen Herbstes" 2008 ist getätigt. Die GMTN ist beim Abschluss für die Metallindustrie butterweich in die Knie gegangen, obwohl eine Woche zuvor runde 3.000 TeilnehmerInnen bei einer BetriebsrätInnenkonferenz ihre kämpferische Stimmung und ihre Bereitschaft zu Kampfmaßnahmen zum Ausdruck gebracht haben. Trotzdem für den Tag nach dem Abschluss um die 750 Betriebsversammlungen vorbereitet waren, die den Druck auf die Unternehmen gehörig erhöht hätten. Andere Branchen sind sicherlich ebenso kampfbereit.
Die 3,8% mehr sind in Anbetracht der Inflation von ca. 3,5% (was genau dem ersten Angebot der Unternehmen entspricht) und der kalten Progression in einer Branche, die nach wir vor satte Gewinne schreibt, nicht nur ein Reallohnverlust, sondern eine Frechheit. Die alte Benya-Formel des ÖGB "Inflation plus der halbe Produktivitätszuwachs" ist heute offensichtlich zu "ein paar Promille über der Inflation, so dass wir das Gesicht wenigstens vor uns selbst nicht verlieren" verkommen.
Auch in anderen Branchen zeichnet sich Böses ab. Im Sozial- und Gesundheitsbereich etwa bieten die Unternehmen 3,1% auf die Kollektivvertragsgehälter und fordern massive Verschlechterungen, obwohl hier genauso wie für die Metallindustrie 8,2% gefordert wurden. Im öffentlichen Bereich wird derzeit über Angebote von knapp über 1% gemunkelt.
In Österreich gibt es heute schon hunderttausende working poor. Wollen wir verhindern, dass es bald mehr wie eine Million sind, müssen wir, statt uns über den Verhandlungstisch ziehen zu lassen, endlich erkämpfen, was wir zum Leben brauchen - nach der neuen Formel der Notwendigkeit: Inflation + Produktivitätsfortschritt + Reallohnverlust der letzten Jahre.
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