Die heutigen SWÖ-Kollektivvertragsverhandlungen haben nach weniger als einer Stunde mit einem veritablen Eklat geendet. Das 26 Personen zählende Verhandlungsteam der sog. ArbeitgeberInnen bekannte, dass es noch über unsere Forderungen nachdenken müsse. Was bitte haben diese hochbezahlten ManagerInnen in den rund 5 Wochen getan, seit die Forderungen übergeben wurden? Offenbar nichts!
Oder sie haben unsere Forderungen schlicht und einfach nicht ernst genommen. Für Professionalität spricht das nicht gerade! Denkbar ist aber auch, dass die Schwarzen unter ihnen ebenso dem Größenwahn erlegen sind wie die Bosse bei den MetallerInnen-Kollektivvertragsverhandlungen, dass sie glauben, sich unter SchwarzBlau alles erlauben zu können, weil sie ja jetzt erst recht die Ausrede haben, dass sie das nicht finanzieren können, was wir brauchen, weil die neue Regierung sparen müsse usw. usf.
Dass darunter auch SozialdemokratInnen sind, beweist einmal mehr, dass die Quadratur des Kreises unmöglich ist: Entweder SozialdemokratIn oder ManagerIn. ManagerInnen werden automatisch dazu gezwungen, gegen die Grundprinzipien der Sozialdemokratie zu verstoßen. Eine persönliche Entscheidung, die legitim ist. Aber beides zusammen geht nicht!
Dumm nur, dass der Großteil der Ausgaben in diesem Bereich von den Bundesländern oder teilweise auch Gemeinden gestemmt wird. Also zählt die Ausrede mit der Regierung Nüsse! Und noch dümmer, dass es sich die Menschen im Land nicht gefallen lassen werden, wenn es keine Krankentransporte mehr gibt, die Kindergärten und Horte zusperren, Behinderte nicht mehr betreut werden, die Bedürftigen nicht mehr gepflegt und noch vieles mehr. Das nämlich haben diese Damen und Herren vergessen! Keine Regierung der Welt kann sich das leisten. Also geht gefälligst zu den FördergeberInnen und macht ihnen das klar!
Es ist teilweise jetzt schon so, dass z.B. in der Pflege und in den Kindergärten nicht genug Personal gefunden wird. Warum? Ganz einfach! Für den Bettel an Bezahlung tut sich fast niemand diese enorme Belastung an!
Und genau darum geht es bei den Kollektivvertragsverhandlungen. Unsere drei Hauptforderungen zielen einerseits auf die Behebung dieses unhaltbaren Zustandes und andererseits auf die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten, die wiederum entscheidend für die Qualität der Leistung für die KlientInnen sind.
Wir fordern daher eine den neuen Regelungen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes (GuKG) entsprechende Einstufung der darin vorgesehenen nunmehr drei in der Pflege tätigen Berufsgruppen. In den Krankenanstalten der Länder wurde eine solche bereits umgesetzt. Aber unsere Bosse konnten bisher noch nicht darüber nachdenken, obwohl die Novelle schon einige Zeit zurückliegt.
Wir wollen endlich nicht mehr durch unsere Arbeit arm werden! Der SWÖ-Kollektivvertrag liegt bei der realen Bezahlung runde 20% unter dem Durchschnitt der Kollektivverträge. Das wird sich nur ändern, wenn die Lohnerhöhungen systematisch höher ausfallen als in 'guten' Kollektivverträgen wie z.B. im Metallbereich. Aber was bietet die SWÖ an? Eine Gehaltserhöhung zwischen 1,95% und 2,1%, was de facto einen Reallohnverlust für über 100.000 KollegInnen bedeuten würde.
Und schließlich muss die rasant zunehmende Belastung unserer KollegInnen auch im Sinne der Menschen, mit denen wir arbeiten, reduziert werden. Das geht nur mit einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich – als ersten Schritt auf 35 Stunden. Dadurch würde auch die Teilzeitarbeit, die dazu führt, das rund 35% unserer KollegInnen weniger als die Armutsgefährdungsschwelle verdienen, mehr wert. In Betrieben, deren Auftrag u.a. die Bekämpfung der Armut ist, ohnehin ein Skandal. Aber noch skandalöser ist es, wenn die VerhandlerInnen der anderen Seite behaupten, dass sie noch nicht darüber nachdenken konnten, obwohl diese Forderung schon zum dritten Mal auf dem Tisch liegt und wir jetzt ein ganzes Jahr in einer (offenbar nur zur Verschwendung unserer Zeit gedachten) Verhandlungsgruppe bist ins Detail darüber diskutiert haben.
Ebenso skandalös ist das Argument unserer sog. ArbeitgeberInnen, dass sie ohnehin VorreiterInnen bei der Arbeitszeitverkürzung sind, weil es in unserer Branche ja so viele Teilzeitbeschäftigte gibt. Viele davon unfreiwillig und noch mehr arm! Ja, sie sind VorreiterInnen – bei der Verarmung und Überausbeutung von Beschäftigten, beim Abkassieren ohne entsprechende Leistung (schließlich ist es ihr Job, das Geld aufzutreiben, das erforderlich ist, um unsere KollegInnen ordentlich zu bezahlen, unsere Arbeitszeit zu verkürzen und die neuen Berufsgruppen nach GuKG entsprechend zu entlohnen) und beim Verdrehen von Argumenten zur Lächerlichkeit.
Gleichzeitig sollen wir Beschäftigten dankbar sein, weil wir ja so einen erfüllenden Job haben … Ja, ich bin dankbar – und mit mir viele andere KollegInnen, denn mit jedem Tag wird für uns klarer: Ihr seid einfach nur mehr peinlich! Wenn wir so eine Leistung abliefern würden wie ihr, wären wir am nächsten Tag unsere Jobs los.
Nicht einmal mehr verarschen können wir uns selber besser!
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